Judith Butler, die Quantenphysikerin – über den Umgang mit Ideologien

Liebe Leserin,

dringen wir sofort zum Kern des butlerischen Denkens vor:

„Das bedeutet, auf die Geschlechter bezogen: es existiert weder “Mann” noch “Frau” in einem als vordiskursiv imaginierten Raum vorgeblicher “Natur”. Vielmehr sind solche Zuschreibungen bloßer Ausdruck eines Geschehens, einem sich verwirklichenden Willen zur Macht, der sich den Menschenwesen einschreibt. Bereits die Behauptung, es gäbe eine dem Diskurs vorgelagerte und ihm entzogene “Natur”, ist lediglich Herrschaftsstrategie, die sich damit selbst zu verschleiern versucht. “Vielmehr ist die Natur eine Idee, die zum Zwecke der gesellschaftlichen Kontrolle erzeugt und aufrechterhalten wird.”

Dafür hat sie den Nobelpreis verdient.

Denn sie ist Quantenphysikerin, denn die Quantenphysik lehrt, dass ein Zustand kleinster Teilchen nicht einfach abgelesen, sondern mit dem Vorgang des Messens festgelegt wird. Deshalb sprechen alle Genderisten und Intersektionalisten davon, dass man zum Beispiel eine Person als „weiblich liest“ , womit man klarmachen will, dass sie noch lange nicht eine Frau ist, wie auch, dass Geschlecht nicht bei Geburt abgelesen, sondern in einem willkürlichen Akt zugewiesen wird: „Mein bei der Geburt zugewiesene Geschlecht…“

Und dafür hat die gute Judith Butler den Nobelpreis verdient. Als Quantenmechanikerin, die diese brillante physikalische Theorie auf die Geschlechter (aber nicht auf Mäuse und Katzen) angewendet hat. Der einzige Grund, warum sie nicht mit den höchsten aller Preise ausgezeichnet wurde, ist, dass fiese Maskulinistennazis (die die beiden Geschlechter erfunden haben) das Nobelpreiskomitee unterwandert haben, denn:

„Bis in die 1920er Jahre sprach man von ­Geschlechtervielfalt. Mit den Nazis kam die Theorie einer weitgehend klaren biologi­schen Zweiteilung, die auch immer noch im Biologiestudium vermittelt wird, obwohl die aktuelle Forschung längst weiter ist.“

Was diese „Forschung“ angeht, so beruft man sich dabei oft, wie z.B. auch Jan Böhmermann, auf diese Biologin, die aber sagt:

Die Nazis haben die beiden Geschlechter erfunden. Das sind die Keulen, die gegen einen geschwungen werden, wenn man einfach seiner Wahrnehmung sowie der Biologie folgt. Wie geht man mit Ideologen um, die einen mit Canceln und Berufsverboten verfolgen, die das Leben von Kindern zerstören, und einem vorschreiben wollen, wie man zu sprechen hat, einen Mann nicht mehr Mann nennen lässt, unter Androhung schwerer Strafen?

Zum einen gibt man sie der Lächerlichkeit preis. Wo man einmal herzhaft über sie gelacht hat (solange man das noch darf), nimmt man sie nicht mehr ernst. Ich empfehle dazu die Lektüre von Hubert Schleichert: „Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren“ .

Zum anderen legt man den Kern ihrer Ideologie offen.

Scientology zum Beispiel präsentiert einem als erstes einen endlosen Fragebogen, der nur ein Ergebnis kennt: Man ist ein zutiefst kranker und verkorkster Charakter, der Hilfe braucht – von Scientology für viel, viel Geld. Später dann erfährt man, dass für all die Probleme ein dunkler, böser Alienherrscher verantwortlich ist. Um über Scientology aufzuklären, führe man dies als erstes an.

Oder Intersektionalismus: Dieser nimmt als erstes nur den Kampf gegen Diskriminierung auf, und wer ist nicht gegen Diskriminierung? Der Kern dieser Ideologie ist allerdings, dass sämtliche Ungleichheit auf Diskriminierung beruht. Sämtliche. Es gibt keinerlei alternative Erklärung, Begründung. Jeder Unterschied der Menschen beruht auf sexistische, rassistische und viele weitere -istische Ungleichbehandlungen (es sei denn, du liegst als obdachloser Mann unter der Brücke). Jeder Unterschied zwischen Männer und Frauen, Weißen und Farbigen, Gesunden und Kranken geht auf die Bösartigkeit von diskriminierender Ungleichbehandlung zurück – deshalb sind Männer KFZ-Mechaniker und Frauen Erzieher, und in einer tatsächlich gleichberechtigten Gesellschaft wären alle ohne jeden Unterschied gleich, wäre alles 50/50 verteilt, was leider aber nur mit totalitären Maßnahmen erreicht werden kann (bzw. noch nicht mal dann, weshalb Feminismus und Antirassismus niemals zu einem Ende kommen werden).

Genauso sollte man mit der butlerischen Logik verfahren: Offenlegen, was ihr Kerngedanke ist, nämlich, dass der Mensch eine vorhandene Natur nicht vorfindet, benennt und interpretiert, sondern in einem herrschaftlichen Willkürakt festlegt, was heißt, dass es die Frau nur gibt, weil sie aus Machtkalkül dazu geschaffen wurde, unterdrückt und ausgebeutet zu werden.

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