Meine Söhne dürfen bloß keine Arschlöcher werden, denkt Shila Behjat

Liebe Leserin,

Shila Behjat war für Jakob immer eine Inspiration gewesen: „Söhne großziehen als Feministin ist eine Aufgabe.“

Kennengelernt hatte er sie über seine Mutter, eine alleinerziehende Feministin, und das war ein Glück, denn von seiner Mutter wusste er, dass sein Vater, den er Gott sei dank nie kennengelernt hatte, ein gewalttätiges Schwein gewesen war.

„Söhne großziehen als Feministin ist eine Aufgabe. Und zugleich eine Möglichkeit, den modernen Mann zu erschaffen, ihm Fähigkeiten und Werte beizubringen, die zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen…. Dafür zu sorgen, dass er rücksichtsvoll ist, sich seiner Position im Patriachat bewusst ist und diese nicht ausnutzt.“

…eine Aufgabe, der sich auch Jakobs Mutter verschrieben hatte in einer Zeit, in der Frauen als Chefredakteurinnen gegen die patriarchale Matrix anschrieben. Denn überall war die Rede vom Matriarchat mit Frauen als Parasitinnen, die mit dem Umstand des Gebärens ihr schmarotzerhaftes Dasein rechtfertigten. Dass es ganz anders war, für diese Sichtweise stand Jakob ein. So konnte er nur wissend lächeln, als er Zeuge wurde, wie Schülerinnen ihrem Lehrer erzählten, dass sie kein Geld mitnehmen zu bräuchten, wenn sie sich am Wochenende ins Partyleben stürzten – denn sie wurden immer eingeladen.

„Wenn für sie der kulturellen Matrix nach stets alles darauf ausgerichtet sein muss, dass sie erobern, so stellt das für die anderen – etwa Frauen, nicht-binäre Menschen, Kinder – selbstverständlich die Eroberung, die Unterwerfung dar.“

Jakob arbeitete einfach nur. Zuerst als Babysitter. Aber dann, als er anfing, sich für Mädchen zu interessieren, mähte er Rasen, denn auch wenn das die weit unerfreulichere Arbeit war, so brachte es mehr Geld ein und Dates waren kostspielig. „Eine Prinzessin zahlt nie selbst“ hatte eines seiner Dates mal gewitzelt und Jakob, der ja Dank Lohndiskriminierung mal mehr verdienen würde als seine Dates, nahm es hin.

Auf der Uni lernte er dann Jennifer kennen, eine Genderstudentin. „Opferideologie heißt, dass sich überhaupt nicht ins Verhältnis gesetzt wird. Also, es wird erkannt, dass es ein Leiden gibt von Männern in dieser Gesellschaft, aber was nicht passiert, ist, dass das in irgendein Verhältnis zu allen Menschen gesetzt wird, die keine Männer sind.“ Die erklärte ihm Intersektionalität: eine Person war Opfer als Frau, war Opfer als Behinderte, war Opfer als Muslima, war Opfer als bisexuelle Frau, war Opfer als Farbige. Jakob war beeindruckt, und er heiratete sie, da die Pille versagt hatte. Wegen der Lohndiskriminierung musste Jennifer zu Hause bleiben und die Carearbeit übernehmen, jede andere Entscheidung hätte sich nicht gerechnet.

Das junge Glück hielt nicht lange, Jennifer schmiss Jakob raus, denn er war nur eine Last und zudem gewalttätig, wie sie vor dem Familiengericht anführen würde. „Hoffmann dagegen schreibt, die Frau müsse sich von „patriarchaler Abhängigkeit“ lösen, „indem sie auch den Staat nicht länger als Ersatzvater verwendet, um von ihm allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einem vermeintlich ‚schwächeren Geschlecht‘ Förderung und Unterstützung in absurdem Ausmaß zu erhalten.“ … Wir Frauen brauchen die Männer nicht mehr für unsere (finanzielle) Sicherheit. Und sie brauchen uns nicht für ihre emotionale.“ Jennifer konnte gut als Alleinerziehende leben, es gab Betreuung und Unterhaltsvorschuss vom Staat. Jakob hingegen bekam Depressionen, weil er seinem Kind entfremdet wurde, und verlor deshalb seinen Job. Als arbeitsloser Mann fand er keine Wohnung und somit machte er Platte. Eines Tages wurde er im Winter von einem überfüllten Obdachlosenheim abgelehnt. Er erfror direkt daneben, was einer kleinen linken Zeitung eine Randnotiz wert war, die den Kapitalismus anprangerte.

„Dabei scheint männliche Enttäuschung trotzdem ätzend, sie kommt uns albern vor und wir wollen ihr gar nicht zuhören, weil wir denken: „Dude, nimm dich doch endlich zurück, reiß dich zusammen.“ Eigentlich wollen wir, dass sie gar nicht da ist, diese Männlichkeit….Seien wir ehrlich. Wir wollen uns einfach nicht mit Männlichkeit beschäftigen, schon gar nicht, wenn sie uns etwas anderes zeigen will als das, was wir von ihr halten.“

Zitate von einer großartigen, emanzipierten Frau wurden hier entnommen: Söhne und so und Söhne und so weiter.

Hinterlasse einen Kommentar